Antifaschistisch
- Marlies Schneider
- 3. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt.
von Sophie Helbig
Soziale Arbeit ist nicht wertneutral. Als Profession, die sich an den Menschenrechten orientiert, ist sie ethisch verpflichtet, sich gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit zu positionieren. In einem gesellschaftlichen Klima, in dem demokratische Grundwerte zunehmend infrage gestellt werden, ist eine klare antifaschistische Haltung keine politische Option, sondern eine fachliche Notwendigkeit.
Was ist Faschismus?
Faschismus bezeichnet ein totalitäres, nationalistisches und antidemokratisches Gesellschaftsmodell, das auf der Abwertung, Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen basiert, die nicht der vermeintlichen Norm entsprechen. Er ist durch die systematische Missachtung von Pluralismus, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit gekennzeichnet und zielt auf die Eliminierung gesellschaftlicher Vielfalt und auf die Zerschlagung demokratischer Strukturen ab – und steht somit im fundamentalen Widerspruch zu den
Prinzipien Sozialer Arbeit.
Faschismus beginnt nicht erst mit Gewalt
Ideologien der Ungleichwertigkeit äußern sich nicht ausschließlich in physischer Gewalt. Vielmehr beginnt Faschismus oft subtil: mit diskriminierender Sprache, rassistischen Narrativen, der Relativierung historischer Verbrechen oder der Normalisierung antidemokratischer Diskurse. Gerade hier muss Soziale Arbeit wachsam und deutlich sein. Schweigen oder eine vermeintlich „ausgewogene“ Haltung gegenüber menschenverachtenden Positionen begünstigt deren gesellschaftliche Akzeptanz – und steht im Widerspruch zu den normativen Grundlagen des Berufes.
Position beziehen ist Pflicht, keine Kür
Professionelle Soziale Arbeit ist ihrem Selbstverständnis nach parteilich für Menschen in benachteiligten Lebenslagen. Sie ist dem sozialen Ausgleich, der Förderung gesellschaftlicher Teilhabe und der Stärkung von Menschenrechten verpflichtet. Diese Ziele lassen sich nicht mit einer Haltung der Neutralität gegenüber menschenverachtenden Ideologien vereinbaren. Eine solche Haltung läuft vielmehr Gefahr, Ausgrenzung und Diskriminierung zu legitimieren oder stillschweigend hinzunehmen. In Anlehnung an das Internationale Verständnis Sozialer Arbeit ist Parteilichkeit für Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte nicht nur moralisch geboten, sondern berufsethisch verpflichtend.
Haltung zeigen – jeden Tag
Angesichts aktueller politischer Entwicklungen – insbesondere rechter Tendenzen hin zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und dem Erstarken autoritärer Strömungen – ist es für die Soziale Arbeit unerlässlich, Haltung zu zeigen. Antifaschismus ist dabei kein zusätzliches Engagement, sondern ein zentraler Bestandteil professioneller Praxis. Eine konsequente und öffentlich sichtbare Positionierung gegen faschistische Ideologien schützt nicht nur die Adressat:innen der Sozialen Arbeit – sie verteidigt auch die Demokratie, deren Bestandteil die Profession selbst ist.
Wer Soziale Arbeit im Sinne der Menschenrechte versteht, kann antifaschistisches Handeln nicht ausklammern. Es ist Ausdruck professioneller Integrität.



